Ist Karies ansteckend?
Früher ging man davon aus, dass es sich bei Karies um eine Infektionskrankheit handelt, die zum Beispiel von den Eltern – etwa durch das „Sauberlecken“ des heruntergefallenen Schnullers oder das Probieren des Breis vom selben Löffel – direkt auf das Kind übertragen wird.
Zwar ist die Mundhöhle von Neugeborenen tatsächlich zunächst keimfrei und wird erst mit der Zeit durch soziale Kontakte von bis zu 1000 verschiedenen Keimspezies besiedelt. Doch nur sehr wenige davon werden mit Karies in Verbindung gebracht. Und Karies entsteht auch nicht durch die Keime selbst, sondern durch eine falsche Ernährung mit zu viel Zucker und Kohlehydraten, die bestimmte Bakterien überhand nehmen lässt, die zahnschädigende Säuren produzieren. Für Karies sind also nicht allein die Bakterien, sondern vor allem das Verhalten verantwortlich.
Schnuller ablecken oder nicht?
Um keine „Karies-Keime“ auf das Kind zu übertragen, wurde früher empfohlen, Schnuller und Breilöffel nicht abzulecken. Dadurch wird jedoch auch die Übertragung vieler anderer Bakterienarten verhindert, die für die Entwicklung einer gesunden Mundflora – und damit auch eines gesunden Immunsystems – wichtig sind.
Wissenschaftler haben herausgefunden, dass Kinder, deren Eltern den Schnuller in den Mund genommen hatten, mit 18 Monaten deutlich weniger an allergischen Erkrankungen litten als Kinder, deren Schnuller nicht abgeleckt wurde. Die Studienautoren schlussfolgerten, dass das Ablecken des Schnullers das Allergierisiko des Kindes reduziert.
Stand: 12.06.2019